Zum Jahr

Zum Jahr der Frau wird an die Frauen gedacht.

Andächtig und feierlich formulieren die

Politiker und Honoratioren ihre Reden.

Die Frauen aus den Fraktionen bekommen

verdächtig lange Redezeiten und spielen mit.

Politiker, Gewerkschaftler und Aufsichtsräte mahnen

theatralisch.

Das mit den Frauen muss sich ändern, artig wird

applaudiert.

Viele Frauen wundern sich,einige sind

ärgerlich!

Und die Frauen waren vor dem Jahr der Frau

Frauen.

Und die Frauen sind nach dem Jahr der Frau

Frauen.

Zum Jahr des Kindes wird an die Kinder gedacht.

Andächtig und feierlich denken dann gewisse

Menschen über die anstehenden Reden nach.

Die Formulierungen sollen die Synapsen

berühren.

Kein Kind bekommt im Jahr des Kindes eine

Redezeit.

Kein Kind, hat im Jahr des Kindes, weniger Sehnsucht nach

Zärtlichkeit.

Kein Kind, hat im Jahr des Kindes, sadistische Schläge besser

überstanden.

Kein Kind, hat im Jahr des Kindes, in Verwahrungsheimen sich heimisch

gefühlt.

Kein Kind, hat im Jahr des Kindes, weniger Hunger auf eine warme

Mahlzeit.

Kein Kind, hat im Jahr des Kindes, andere Träume gehabt.

Und die Kinder waren vor dem Jahr des Kindes, Kinder.

Und die Kinder sind nach dem Jahr des Kindes, Kinder.

Zum Jahr des Hungers wird von Übersättigten an die Hungernden

gedacht.

Andächtig und schauerlich, flattern die Worte von den Rednern,

zynisch wird unachtsam

applaudiert.

Die vom Hunger gezeichneten, tragen ihre aufgequollen

Bäuche.

Die vom Hunger gezeichneten, tragen ihre Augen tief in den

Augenhöhlen.

Die Hungergebiete sind generalstabsmäßig bekannt.

Die Brüste der Mütter sind ausgedörrt, sterbendes Leben saugt

gierig.

Zum Jahr des Hungers, krepieren Millionen Menschen.

Nach dem Jahr des Hungers, bleiben die hungernden

hungrig.